Über den Umgang mit der Angst

Tiefe Versunsicherung hat viele Menschen ergriffen und Angst ausgelöst.

Wir alle kennen die Auslöser: Krieg, Klimawandel, die steigenden Preise,

Corona, die Angst vor Armut.

Da hilft es auch nichts, wenn Freunde uns mit einem „Das wird schon alles werden“ oder Ähnlichem zu beruhigen versuchen. Für den Moment kann uns die Angst unerträglich scheinen.

Was hilft bei Angst-Attacken, also im Notfall?

Je weniger unser Bewusstsein auf die Tatsache der Instabilität und Ungesichertheit unseres Lebens vorbereitet ist, desto härter wird uns eine überraschende Gefahr treffen.

Wenn wir akut nichts gegen die Ursachen der Angst unternehmen können und deshalb die als Bedrohung erlebten Umstände nicht sofort beseitigen können, dann können wir neben einem langfristig angelegten gesellschaftspolitischen Engagement nur noch folgendes versuchen:

Wir richten unsere Aufmerksamkeit vom Gegenstand unserer Angst auf uns selbst zurück. Wir wenden also unser Denken also von dem ab, was uns Angst macht und schauen nach innen, spüren uns in unserem Körper.

Der Yoga hat einen großen Vorratsschatz an Übungen, die uns, vor allem langfristig, zu einem angstfreien Leben verhelfen können. Einer der wichtigsten Lehrsätze im Yoga lautet: „Zukünftiges Leiden kann vermieden werden.“ Das bedeutet, wir können jetzt damit beginnen, die Ursachen für zukünftiges Wohlergehen zu legen.

Diese Yoga-Praxis kann uns aber auch helfen, wirksam gegen die aktuellen Angst-Attacken vorzugehen:

Hilfreich ist es, einfache Bewegungen auszuführen, bei denen das Atmen bewusst einbezogen wird,

z.B. in dem wir einatmend die Arme über die Seite anheben und ausatmend einen Arm nach dem anderen sinken zu lassen. Dadurch verlängert sich das Ausatmen, und unser Organismus schaltet nach kurzer Zeit auf Entspannung um.

Zugleich hilft die Konzentration auf die körperlichen Abläufe, nicht ständig wie gebannt auf die Angst auslösende Situation zu schauen, sondern sich selbst wieder zu spüren. Wir nehmen eine beobachtende Geisteshaltung ein und nehmen aus der Distanz die Empfindungen im Körper und unsere Gefühle wahr einschließlich der Angst, aber nicht nur sie allein. Wir versuchen also nicht, die Angst zu bekämpfen und sie weg zu schieben, denn dadurch würden wir sie nur stärken.

Vielmehr erleben wir durch erdende körperliche Übungen, dass wir aus viel mehr bestehen als aus unserer Angst.

Die beobachtende Geisteshaltung hilft uns, die aktuellen Empfindungen und Gefühle ernst zu nehmen, als Teil unseres Selbst anzunehmen und die Angst nicht übermächtig werden zu lassen. Eine solche Übungspraxis kann unsere Lebenskraft und unser Selbstwertgefühl stärken. Mittelfristig strukturiert sie unseren Geist um. Wir werden dann Situationen anders einschätzen, und unsere Aufmerksamkeit kreist dann nicht mehr ständig um das Problem. Unsere Selbstzentriertheit kann abnehmen, wenn wir uns eingebettet fühlen in den größeren Zusammenhang des Lebens.

Diese guten Qualitäten unseres Geistes werden vor allem am Ende der durch Angst ausgelösten Krise deutlich. Sie verlieren sich aber wieder weitgehend, wenn wir sie nicht weiterhin pflegen. Eine regelmäßige, individuell angepasste Yoga-Praxis, der Austausch mit dem Yoga-Lehrer und mit anderen Übenden sind die gute Medizin des Yoga.

Ich freue mich, wenn ich Euch in diesen herausfordernden Zeiten unterstützen kann.

Herzliche Grüße,

Ulrich