Yoga-Übungen für zuhause

Newsletter 24.3.2020

Thema: Yoga-Übungen für zuhause

Liebe Yoga-Interessierte,

es ist Frühlingsanfang, und ein Blick in den Garten zeigt, dass die Natur wieder zu neuem Leben erwacht ist.

Als Menschen holen wir in diesen ungewöhnlichen Umständen den Winter nach, der uns anhält innezuhalten, zur Ruhe zu kommen und sich auf das Wesentliche zu besinnen.

Diese kollektive Auszeit bietet uns Menschen die Gelegenheit zum Umdenken. Nun, da das öffentliche Leben fast zum Erliegen gekommen und auch die Wirtschaft stark abgebremst ist, bekommen wir die Chance, einen Neuanfang vorzubereiten, andere Prioritäten in unserem Verhalten zu setzen und unser Zusammen-Leben sowie auch unser Wirtschaften völlig neu auszurichten. An Ideen und Konzepten dafür mangelt es nicht, ich verweise zum Beispiel auf den Ansatz der Gemeinwohlökonomie (Buchtipp: Christian Felber, Gemeinwohlökonomie).

Sicherlich werden wir in den nächsten Wochen noch öfter über über diese Themen nachdenken.

Für uns alle stellen die derzeitigen Umstände eine große Herausforderung dar. Viele Menschen reagieren auf diese tiefgreifenden Einschnitte in ihr Leben mit Unsicherheit, Angst und manche auch mit Aggression. Andere finden heraus, was sie durch diese Krise trägt und finden kreative Lösungen, mit den Belastungen umzugehen.

Immer wieder werde ich gebeten, als Unterstützung für diese Umbruchszeit Yogaübungen zusammenzustellen, die zuhause geübt werden können. Diesem Wunsch komme ich hiermit gerne nach.

Ich habe Euch einige Übungen zusammengestellt, die wir im Kurs eingeübt haben, mit denen Ihr vertraut seid und Eure eigene Umgangsform gefunden habt. Zur Erinnerung habe ich Euch die Übungen in Form von Strichmännchen aufgezeichnet. Ich erinnere daran, dass das Üben auf eigene Verantwortung geschieht. Wer bereits ein Übungsprogramm zuhause praktiziert, das sich bewährt hat, kann dies weiter üben.

Für mich als Yogalehrer bedeutet diese Situation, dass ich mit Euch nicht direkt kommunizieren kann, nicht unmittelbar auf Unklarheiten eingehen und Fragen sofort beantworten kann.

Aber diese Situation bietet auch die Chance, Hintergründe zu vertiefen, die wir im Unterricht vielleicht bereits diskutiert haben, die aber möglicherweise nicht mehr allen gegenwärtig sind. In Form von Kommentaren, die ich Euch in meinen Newslettern zuschicke, möchte ich einige Aspekte des Yoga hervorheben, die Euch bei Eurer Übungspraxis hilfreich sein und zu einem besseren Verständnis führen können. Die Kommentare nutzen das unten vorgeschlagene Übungsprogramm als Beispiel, anhand dessen ich tiefer gehende Aspekte des Yoga aufzeigen kann.

Was ist Yoga?

Zunächst möchte ich daran erinnern, was Yogaim Kern bedeutet: Verbindung! Im ganzen letzten

Jahr haben wir uns in meinen Yogakursen diesem Thema in unterschiedlicher Weise angenähert.

Mit „Verbindung“ ist die Tatsache gemeint, dass ich als einzelner Mensch mit allen anderen Menschen und mit allen anderen Lebewesen auf diesem Planeten ständig verbunden bin und mich in einem fortwährenden Austausch mit ihnen befinde.

Wir müssen diese Verbindung also nicht mühevoll herstellen, sondern sie besteht bereits. Aber wir sind uns dessen oft nicht mehr bewusst und spüren diese Verbindung nur selten. Genau hier setzt Yoga an. Die gesamte Yogapraxis hat letztendlich zum Ziel, dass wir uns dieser Verbindung wieder bewusst werden und sie wieder spüren. Dann kommen wir in den Zustand des Yoga.

Unter Yoga versteht man also einerseits einen Gemütszustand, andererseits auch einen Übungsweg.

Yoga-Übungen für zuhause

Im Grunde genommen reicht es völlig aus, sich auf die Wiese zu legen und für eine Weile die Erde zu fühlen. Hierbei können wir ihre Kraft spüren, zur Ruhe kommen und uns von ihr tragen lassen.

Wenn wir zuhause Übungen ausführen möchten, die uns helfen sollen, diese Verbindung wieder zu spüren, so kann es hilfreich sein, folgende Aspekte zu beachten:

1. Zuerst gilt es, geeignete Übungsbedingungen herzustellen:

– einen zeitlichen Rahmen festzulegen (und ggf. mit der Familie zu kommunizieren), in dem wir

ungestört sind, z.B. 20 Minuten;

– einen freien und sauberen Platz mit frischer Luft zu finden;

– diesen Platz zu gestalten, sodass er etwas Besonderes wird, z.B. mit einer hübschen Decke, einer

Kerze oder mit Blumen oder ganz nüchtern ohne irgendeinen Schmuck,…

All das muss zu Eurer Person passen. Findet heraus, was Euch am meisten hilft, zu Euch zu

kommen.

2. Gesunde Menschen können folgende Praxis ausführen:

– Beginnt Ihr Eure Yogapraxis mit einem kleine Ritual, das für Euch angemessen ist;

Bittet Eure Schutzengel oder die Lebenskräfte ( gläubige Menschen wenden sich an Gott) um

Unterstützung für Eure Wünsche; sie helfen gern, möchten aber dazu eingeladen werden.

– Anschließend folgen die Yogaübungen, die ich für Euch zusammengestellt habe (s. Zeichnung).

– Beachtet, dass es bei den Bewegungen nicht nur um eine körperliche Aktivität geht, sondern dass

die Übungen mit möglichst hoher Aufmerksamkeit ausgeführt werden sollen;

beobachtet, wie Ihr Euch vor der Übung, während der Übung und nach der Übung fühlt;

bettet die Bewegungen in den Rhythmus Eures Atmens ein;

berücksichtigt Eure individuellen Grenzen und nehmt die Signale Eures Körpers ernst: fordert

Euch, aber überfordert Euch nicht.

Ein wesentliches Lernziel besteht darin, den eigenen Leib zu spüren, denn über ihn erleben wir

die Verbindung mit allem Leben.

– Schließt Eure Yogapraxis mit einem kleinen Ritual und einem Dank an Eure Schutzengel bzw. an

die göttliche Kraft ab.

Geht bitte achtsam mit Euch um und achtet darauf, dass Ihr Eure Schmerzgrenze nicht überschreitet und bei Unwohlsein sofort die Übungen abbrecht. Dies gilt besonders für die Atemübung (Nasenwechselatmung/nadi sodhana) und für die Meditationspraxis. Wenn Störungen auftauchen, meldet Euch bitte bei mir.

Und schließlich: Lasst beim Üben ein Lächeln auf Eurem Gesicht erstrahlen, die Übungen dienen Euch zur Freude und zu Eurem Wohlbefinden!

Ich wünsche Euch viel Freude beim Üben und hoffe, dass wir uns bald wieder sehen.

Lich, 24.3.2020